Über den Sturm und das Ich

Ich möchte mit Euch ein Erlebnis und die Gedanken dazu aus meiner letzten Meditation teilen:

Ich übe gerade fokussierte Aufmerksamkeit – und möchte bei der Meditation nur meinen Atem beobachten… doch immer wieder ertappe ich mich dabei, wie sich Gedanken wie Wolken vor meine Achtsamkeit schieben.

„Aha!“ – denk ich dann – ich kann diese Gedankenwolken ja vorbeiziehen lassen, so wie es mir erklärt wurde. Beobachten und Vorbeiziehen lassen. (So der Plan)

Tja, ich erlebte diesmal sehr deutlich etwas anderes. Es war kein Vorbeiziehen lassen, es war ein „schleunigst weiter drücken“… ein „hopp, hopp – raus aus meinem Kopp“!

Ist das noch achtsames Vorbeiziehen lassen?! Mein Geist hatte eine neue Beschäftigung jetzt über diese Frage zu sinieren…

Erzeuge ich nicht mit dem Wegdrücken von Gedanken eher einen Sturm im Kopf, so dass gleich der nächste Gedanke die Lücke auffüllen will?

Wie fühlt es sich also an, den Gedanken nur zu beobachten und in seiner Zeit wieder von der Bildfläche verschwinden zu sehen… ohne daran anzuhaften… ohne diese Gedankenwolke zu Vergrößern (mit mehr Grübeleien zum Thema) oder spontan verschwinden zu lassen (mit einem „Du darfst nicht da sein, also weg mit Dir – ich seh Dich gar nicht… lalala…“)?

Während ich also immer wieder meinen Fokus mit klarer Absicht und dem im Geist ausgesprochenen Gedanken: „Meine Absicht ist es, meinen Fokus auf das Spüren meines Atems im Körper zu richten!“ bekräftigte – wobei der Nebengedanke entstand: „Mist, warum muss ich  mir meine Absicht eigentlich denken?!“ – erkannte ich noch etwas Neues, was dabei in mir ablief:

Wer entscheidet eigentlich in mir, ob er denkt oder nur spürt?

Nur zu spüren, ohne Gedanken dabei zu generieren hat für mich in diesem Moment bedeutet: Ich muss (darf) mein Ich loslassen!

Mein Spüren benötigt kein Ich. Mein Denken jedoch schon.

Daher glaube ich jetzt erkannt zu haben, dass sich meine Gedanken so vehement aufdrängen, wenn mein Ich besonders gesehen werden will, wenn es sich nicht „unnötig“ fühlen möchte.

Ich schreibe das hier jetzt so einfach, doch die Wahrnehmung dabei ist so viel komplexer, diese entzieht sich jedoch noch meiner Formulierung.

 

Meine zwei Forschungsfragen, für die nächsten Meditationen lauten daher:

  1. Wie nehme ich den Unterschied zwischen Gedanken weg drücken / verpuffen lassen und vorbeiziehen lassen wahr?
  2. Wie ist es, wo spüre ich mein Ich bedroht, wenn es nur noch spürt in mir?

 

Schreibt mir gern, was Ihr dazu denkt oder bereits erlebt habt!

Alles Liebe!

Susanne

5 Kommentare zu „Über den Sturm und das Ich

  1. vielleicht ist ein ICH, welches wir alle in mindestens einer Ausfertigung mitgeliefert bekommen haben ja genau dafür gut: sich zu entscheiden.
    Denn zweifelsohne kann es/können sie das ja.
    Vielleicht lautet die Devise einfach: benutze deinen Kopf um aus dem Herzen leben zu können. 💛🙏

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  2. Hallo Sascha,
    ich lese in Deinen Worten so was wie: Kopf und Herz als Freunde gemeinsam und vor allem wirklich miteinander „arbeiten“ zu lassen…
    Ein gutes Team also… und wenn ich bei dem Gedanken bin, möchte ich dem Team auch gleich noch den Körper mit hinzu geben… und ich sehe sie zu dritt Wandern oder um einen Projekttisch sitzen oder sich einfach im gemütlichen Rahmen einander lauschend…

    Und dann, setzt jetzt sogleich mein Kopf ganz präsent ein und mein: „Ja, aber bei der Mediation, da kann ich das doch nicht gebrauchen…!“ – HA! Entdeckt! 🙂 Ich könnt mich gerade kugeln!

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  3. Hallo liebe Susanne,

    es braucht manchmal viele Jahre des Übens um wirklich Gedankenstille zu erfahren. Sei nicht ungeduldig, je mehr du dich auf Atmung, Mudra, Konzentrationspunkt und Mantra konzentrierst, desto einfacher wird es. Und irgendwann ist es soweit. Patanjali hat die Yogasutren verfasst auf denen die gesamte Yoga-Philosophie basiert
    und darin kommt vor
    Meditation = Dyana
    erst einmal
    Konzentration = Dharana.
    Das kann man auch Aufmerksamkeit nennen.
    Ganz viel Erfolg bei deinen weiteren Wegen ins Innere oder auch zum Sat Nam = Wahres Selbst
    Brigitte Beant Kaur
    🙂

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  4. Etwas Licht ins Dinkel:
    Liebe Susanne.
    Es ist kaum möglich eine gestellten Fragen in knappen Worten zu beantworten, das wäre ein eigenes Seminar in Kleingruppe…
    Aber ein paar Inputs dennoch:

    Mache Deinen Verstand zum Freund, er plappert viel, der „Monkymind“, der Affenverstand. Er ist gut zum Autofahren, Vokabeln lernen, zum kochen usw. Daher ist es gut Ihn als Freund zu haben, auch wenn er gerade zu Beginn dieser Reise vieeel „plappert“. Lass ihn reden. Mit der Zeit wird er ruhiger und schärfer. Aber wie jedes Schwert, muss er im Feuer geschmiedet werden, d.h. Übung. Mit der Zeit muss das Feuer heißer und der Stahl härter werden (die Herausforderungen wachsen also, der Grad wird immer schmaler und Du fällst schneller aus der Connection, aber das ist nicht schlimm – Weiter machen!) und so wächst ein scharfes Schwert heran. Ein gutes Tool. Nicht mehr und nicht weniger.

    Neben der Meditation in „Achtsamkeit“, welche NIEMALS verwechselt werden darf mit Meditation in den toten Geist, was leider all zu oft passiert (stilles Fokussieren auf etwas, was eben nur das stille Fokussieren nährt aber nicht die „awareness“ nährt) solltest Du zu lassen, dass viele Dinge gleichzeitig bestehen können (in ALLEM ist Yin UND Yang stets zugegen). Also Deine Gedanken, ebenso wie der Teil, der Deine Gedanken beobachtet. Nähre diesen Beobachter durch „weiter beobachten“, dann wird er größer und so hast Du schon zwei starke Freunde an Deiner Seite: Deinen Verstand UND den Beobachter.

    Aber was bist DU? – um sich dieser Frage zu nähern benötigt man für gewöhnlich etwas Hilfe. Bitte die Quelle, Gott, den großen Geist oder wie auch immer Dein Feeling, Deine Formulierung dazu ist in Liebe und Dankbarkeit darum zu erfahren, was Du bist. Endlich zu wissen, zu spüren, zu erkennen… was Du bist! Lass Dich von der Sehnsucht, welche in Deinen Fragen anklingt treiben, behalte diese Sehnsucht und suche möglichst oft den Kontakt zur Quelle. Dann wird Dir geholfen. Der Weg ist lang, die Schritte wollen in dem Tempo gegangen werden, welche sie eben benötigen. Der Weg ist nicht teilbar mit anderen, er ist individuell!

    Gott hat einen Willen. Wir haben den freien Willen uns darauf ein zu tunen oder eben nicht. Wir können gegen seinen Willen handeln oder in seinem Willen. Wenn wir nicht wissen wie das geht, bitten wir „Ihn“ um Hilfe – und sie wird kommen.

    Der Teil von Dir, der eben nicht aus Vergangenheit, Zukunft, Job, Partnerschaft, Ausbildung, Rollenbild, Identifikationen usw. besteht, dieser Teil ist ewig. Verbunden und individuell gleichermaßen. Dieser Teil ist absolut. Wenn Du dich mit oben gesagtem auseinander setzt, wird dieser Teil Dir zugänglicher. Zunächst bestimmt Deine innere Ausrichtung, wie eine Antenne, was Du wahr nimmst. Richte Dich auf die Quelle aus, richte Dich auf Liebe aus – und Du wirst dem gemäß wahr nehmen. Richte Dich auf Scheiße aus und du wirst Gestank riechen… Das ist unser freier Wille. Benutze ihn.

    Schön, dass Du auf dem Weg bist. Alles Liebe,
    Christian

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