Trotz-dem

Unglaublich, dass es schon wieder so lang her ist, dass ich meinen letzten Beitrag geschrieben habe… doch es war einiges los… und trotz-dem hab ich den Blog nicht vergessen, auch wenn ich hier nicht aktiv geschrieben habe… und auch wenn ich nicht aktiv andere Seiten, denen ich folge, geliked habe…

Ich habe trotz-dem gelebt.

Und gerade heute habe ich recht viel Trotz gespürt und etwas für mich entdeckt und erlebt… was es mir sehr wert ist, mit Euch zu teilen…

Mein Erleben:

Das Gefühl von Trotz kommt nicht einfach so.

Wer sagt eigentlich, was Trotz ist? Wann ist welches Verhalten als Trotz einzustufen?

Ich wehrte mich also den ganzen Tag vor dem Gefühl und kam und kam nicht weiter, merkte, wie ich immer grummeliger wurde und sich alles immer schwerer und lästiger anfühlte.

Nun bin ich seit einiger Zeit auf dem Pfad, meinem Genuss zu folgen (das wird noch einen eigenen Blog-Eintrag geben)… und so fragte ich mich: „Was kann ich an dieser Situation genießen, jetzt hier an diesem Trotz?“

Und in letzter Zeit zeigt sich mir immer wieder, wenn ich ein Gefühl voll auskoste, mich also nicht mehr davor wehre und zurückziehe, dann kann ich plötzlich, egal welches Gefühl dies ist, mich voll und ganz genießend hingeben.

Klingt absurd, ist mein Erleben. Probier es selbst aus, wenn Du magst!

So murmelte ich also nun „Ich will nicht!“ vor mich hin… immer und immer wieder, so lang, bis das Gefühl so richtig greifbar war. Wut und Tränen stiegen auf und vor allem Bilder und tiefe Gefühle von einer Zeit als Kind…

Wenn der ganze Körper schmerzt, weil das System weiß, nein, das ist nicht das, was jetzt passieren sollte… es ist nicht meine Zukunft, die hier geschieht… hier wird Potential ertränkt, eingesperrt, verstümmelt… hier wird Leben vernichtet in dem jeder neue Trieb sofort unterbunden wird… weil es in diesem Moment vermutlich einfach nicht in das gewählte Konzept der Eltern oder sonstiger zum jeweiligen Zeitpunkt verantwortlicher Personen passt.

Und dann leidet die Seele, weil sie ein Korsett anziehen muss, damit sie irgendwie überlebt.

Aus meiner Sicht existiert Trotz gerade nicht.

Für mich ist Trotz gerade eine, vielleicht sogar die derzeit beste und stärkste, Offenbarung des Lebens selbst!

Das gleiche Gefühl entsteht, wenn ich mir vorstelle, meine Hand auf eine glühende Herdplatte legen zu müssen, weil mir das jemand befielt… Es ist ein Überlebens-Widerwille der sich bei der Imagination in mir zeigt.

Meine Brust schnürrt sich zu, mein Verstand überschlägt sich beim Suchen nach einer Lösung… meine Stimme versagt, meine Muskeln werden steif… die einzig mögliche Reaktion ist es dann trotz-dem voll Energie erstickte Wut und Trauer herauszupressen… zumindest war es das, was als Kind noch ging… was nun als Erwachsene unterdrückt, eingepresst, wegsortiert wird…

Denn, wer will schon als Erwachsener wirken wie ein trotziges Kind?

Wenn das nicht eines der Ur-Sprünge von De-Pression ist, dann hab ich wohl einen echten Schaden…

Nur springt da nichts mehr… sondern es ist hart, versteift, leblos…

Der Trotz ist das Leben selbst,

dem Du es zu verdanken hast,

dass Du am Leben bist!

Trotz-freche liebe Grüße

Susanne

Just Stay

Bleib da wo du bist, mit dem was ist.

Ich erkenne immer mehr, dass es uns oft daran fehlt, wahrzunehmen was ist und stattdessen krampfhaft sehen zu wollen, was wir erwarten…

Und wird die Erwartung nicht erfüllt, so gestehen wir uns das nicht mal ein und sind dennoch sauer oder zumindest sehr unzufrieden darüber.

Lässt sich das ändern und woher kommt es?

 

Die Erwartung ist nichts weiter als die gewünschte Erfüllung eines Konzeptes.

Wir haben in unserem Leben verschiedene Begriffe gelernt…  wie z.B. Leben, Arbeiten, Freizeit, Lieben, Hassen, Reichtum, Erfolg, Beziehung, Freundschaft (diese Liste kann beliebig fortgeführt werden)…

Jeder Begriff beinhaltet ein Konzept, eine Art Agenda, was sich hinter dem jeweiligen Wort verbirgt, welche Eigenschaften zu erkennen sein müssen, damit der Begriff nutzbar wird.

Stellt Euch vor, dass jedes meiner Worte, die hier stehen, eine Extra-Erklärungsliste beinhaltet, auf der genau steht, was es sein muss, was sich dahinter verbirgt.

Vermutlich wird für jeden, der das hier liest, diese Liste mit leicht anderen Erklärungen je Wort gefüllt sein, je nach dem, woher er die Informationen gesammelt hat, wieviel eigene Erfahrung und Färbung seiner Mitmenschen er der Erklärung hinzufügt…

Doch vermutlich wird sich die eigene Wahrnehmung zu einem Wort bei niemandem erklären lassen. Was ist Leben ohne das jetzt bekannte Konzept von Leben für Dich? Was ist Arbeiten ohne diese bestehenden Konzepte? Wie sieht eine Beziehung aus, bzw. wie fühlt sich eine Beziehung an, ohne die gelernten Erwartungen und Konzepte zum Wort Beziehung?

Natürlich ist es für die zwischenmenschliche Kommunikation total wichtig, dass wir Worte definiert haben, dass bestimmte Eigenschaften festgelegt sind und doch vermisse ich, wie wir lernen mit mehr Wahrnehmung damit umzugehen.

Eine Möglichkeit den eigenen Konzepten auf die Schliche zu kommen, könnt Ihr mit der folgenden Übung ausprobieren:

 

Was passiert, wenn ich meine Konzepte benenne und einfach mit der Wahrnehmung darüber in Kontakt bleibe? – Eine Übung

Stell Dir vor, Du hast ein Konzept, z.B. von „Arbeiten“.

Erstelle hierzu eine Liste, in dem Du Dir für ein paar Minuten (2-5) immer wieder den Satzanfang sagst:

„Es ist nur Arbeit, wenn…“ und dann alle spontanen Antworten, die Dir einfallen ohne zu überlegen, hintereinander aufschreibst.

Da können Dopplungen dabei sein oder auch ganz komische und zumindest rein logisch gar nicht passende Satzfortführungen entstehen. Es geht dabei nicht um richtig oder falsch, es geht um das, was sich zu dem Begriff in Deinem Kopf herum tummelt, was Dein Unterbewusstsein antreibt…

Wenn Du die so spontan erstellte Liste im Nachhinein durchliest, wird sie Gefühle in Dir hervorrufen. Vermutlich welche, die Dich anziehen und auch welche, die dich abstoßen.

Die eher abstoßenden Konzept-Elemente werden vermutlich mit einem Gefühl von „ich müsste doch…“ verbunden sein. Die eher anziehenden Elemente können ein Gefühl von „ich darf…“ beinhalten.

Im Beispiel von gerade könnte der Satz vielleicht so fortgeführt werden:

„Es ist nur Arbeit, wenn … ich damit Geld verdiene.“

Dies erzeugt bei mir ein „ich müsste doch, mit meiner Arbeit Geld verdienen

Aha! – Wie fühlt es sich für Dich an, Geld zu verdienen?

Gut, nützlich, schön, erfüllend – oder eher – nervig, anstrengend, unzureichend, lästig?

Es geht in diesem Beispiel nicht darum, die Frage zu klären, wie man ohne Geld leben kann, es geht darum die Wahrnehmung zum Konzept von Arbeit zu erforschen. Und sehr wahrscheinlich, wird sich Dein Gefühl zum Konzept (Geld verdienen) auch im Begriff (Arbeit) selbst wiederfinden lassen. Also wenn Du hier z.B. merkst, dass für Dich Geld verdienen nützlich ist, so wird wahrscheinlich auch das Arbeiten nützlich für Dich. Ist es jedoch lästig und Du wünschst es Dir anders, so wird wohl auch die Arbeit lästig sein und Du Dir was anderes wünschen.

Bitte frage Dich selbst: Ist das so? Was erkenne ich für Muster in meinen Satzfortführungen? (Meine Idee muss bei Dir ja nicht stimmen.)

Was auch immer jetzt an Zuwendung oder Abneigung aufgetaucht ist – nun bleib genau damit in Kontakt!

Aha – Du findest Arbeit nützlich.

Aha – Du findest Arbeit lästig.

Mehr nicht! NICHT die Antwort ändern wollen! NICHT das Gefühl ändern wollen!

Also KEIN: „aber ich müsste es doch anders …“

Sondern ein: Aha – so ist das!

Und dann die Spannung spüren, entweder das „bitte mehr davon“ oder das „bitte weniger davon“ als ein Dehnen in eine bestimmte Richtung wahrnehmen. Und diese Dehnung halten – wie beim Dehnen von Muskeln. Auch dort verändert man ja nicht sofort die Position, sobald man in die Dehnung geht. Im Normalfall sucht man den Punkt, an dem die Dehnung gut spürbar und aushaltbar ist, so dass sich mit der Übungszeit die Beweglichkeit erweitert.

 

Durch Nicht-Handeln und Aushalten beweglicher werden?!

Das ist doch spannend, oder?

Ich suche und spüre die Spannung und bleibe dann einfach damit in einem spürbaren und nicht übermäßig schmerzhaften Bereich… und werde im Endeffekt mit diesem Aushalten immer beweglicher.

Ich postuliere: Was bei Muskeln geht, geht auch bei Gefühlen.

Also daher: Just Stay – bleibe stehen und bewege Dich im Moment der Spannung nicht weiter. Verändere nichts. Und wenn Du gerade in einer nicht vermeidbaren Bewegung (z.B. auch gedanklich oder fühlend) bist, dann erkenne, dass Du Dich gerade nicht gut Dehnen kannst. Das ist dann keine Übungszeit.

Die Beweglichkeit im Sport wird meist in Situationen geübt, die ohne zusätzliche Belastung stattfinden (optimale Bedingungen), damit ich dann einen größeren Spielraum in einer Belastungssituation erhalte.

 

Darum dient die Idee des unterbewussten Brainstormings als Konzept-Dehnungs-Übung.

  • Mach Dir eine Liste zu je einem Begriff, mit denen Du gerade viel zu tun hast.
  • Schreibe ein mal „Es ist nur >Begriff<, wenn…“auf ein DIN A4 Blatt
  • und dann sage diesen Satzanfang immer wieder laut
  • und schreibe den zweiten Satzteil, der Dir spontan einfällt, als Liste untereinander „… >Antwort<“ auf das Blatt
  • Nimm dir für das Brainstorming pro Begriff 2-5 Minuten Zeit
  • Lies Dir im Anschluss die Liste durch
  • Notiere, ob die Antwort für Dich eher anziehend oder eher abstoßend ist
  • Übe die Spannung in Deiner Wahrnehmung zu suchen und zu halten
  • „Dehne Dich“ ohne Dich weiter zu bewegen und etwas anders haben zu wollen
  • Halte die Spannung nur so weit aus, wie es  für Dich ohne große Schmerzen funktioniert
  • Wiederhole die Übung regelmäßig und beobachte, ob Du eine größere Beweglichkeit zum Begriff und dessen Konzept wahrnehmen kannst
  • Nutze auch immer wieder Begriffe, von denen Du meinst bereits alles zu wissen
  • Teile mir gern Deine Erfahrungen mit. 🙂
  • Hab Freude beim Erforschen

 

Just stay with it – bleib einfach damit was ist…

…und freue Dich, genau dies Wahrnehmen zu dürfen.

 

Ausgedehnte Grüße an meine lieben Leser!

Susanne

Wenn Sehnsucht die Sucht sucht…

Was ist es, das uns antreibt die Dinge zu tun, die wir so tun?

Sei es jede Zeitung und alle Nachrichten studieren zu wollen; das Sportprogramm immer zu verfolgen und jedes Spiel der Lieblingsmannschaft miterleben zu wollen; jede Möglichkeit zum Treffen und Kommunizieren mit Freunden zu nutzen; alles und noch mehr lernen zu wollen und sich deshalb mit Büchern und Kursen vollzustopfen; zu Essen, weil es doch so lecker schmeckt, obwohl der Bauch schon auf das Zwerchfell drückt; doch noch das Glas oder gleich die ganze Flasche Wein zu trinken, auch wenn es am nächsten Morgen eigentlich früh raus heißt, einfach weil es gerade so schön ist; jedem und allem zu jeder Zeit helfen zu wollen und damit zu versuchen, die Welt ein Stück besser zu machen…

 

Was ist es, das uns dazu antreibt all diese Dinge zu tun?

Sind es eigene Werte, gute Ideale, ein innerer Antrieb zu etwas hin oder doch mehr die Flucht z.B. vor dem aktuellen Leben, was sich ggf. gerade gar nicht so toll anfühlt und deshalb mit jedem Kick, mit jeder Befriedigung der Sehnsucht nach etwas Bestimmtem – das oft nicht genannt werden kann – überdeckt und ruhig gestellt wird?

Ist es überhaupt wichtig zu wissen, was es ist, solange einem dieses Tun gut tut?

 

Ich lerne gerade so viele Menschen mit einem sehr schnellen und offenen Geist kennen, Menschen deren Augen begeistert leuchten, wenn sie etwas neues gesehen, entdeckt, erfahren, erlebt haben, wenn sie sich getraut haben, etwas zu tun, was sie zuvor noch nie getan haben… wenn sie dieses Leuchten in Augen anderer sehen…

Sind all diese Menschen süchtig?

Müssen sie deshalb in eine Suchtklinik und behandelt werden?

„Herr Doktor ich kann nicht aufhören zu lernen und Gutes zu tun! Bitte helfen sie mir von dieser Sucht los zu kommen!“

???

 

Vermutlich ist dies eine Frage der eigenen Bewusstheit und wie es in der Medizin so schön heißt, eine Frage des Potentials der Eigen- und Fremdgefährdung bei diesem Tun.

Wenn ich anderen Menschen von mir aus helfe, gefährde ich damit vielleicht ihre Selbstbestimmtheit und ihr eigenes Können.

Wenn ich unendlich viel lerne gefährde ich vermutlich mein ruhiges Leben der Unwissenheit, weil ich plötzlich so viel mehr verstehe, erkenne und nach neuen Lösungen suche.

Das mag jetzt vielleicht etwas sarkastisch klingen, doch wo setzt ihr denn hier die Grenze des Gesunden vom Ungesunden?

Zumindest ist die Sache mit dem Bewusstsein z.B. beim Rauchen nachgewiesen: wer bewusst raucht und sich der Zigarette und seiner gewünschten Wirkung im Klaren ist (z.B. Entspannung, Ruhe, Hormonausschüttung) und sie mit diesem Wissen genießt, der schadet sich weit weniger, als jemand, der den Grundtenor: „Ich sollte mit den Rauchen aufhören…“ wie eine Schalplatte im Kopf abspult und dennoch unbewusst weiter eine Zigarette nach der Nächsten konsumiert.

 

Manchmal komme ich mir mit meinen Gedanken vor, wie in einem Spiegelkabinett… oder wie in der Mathematik die Bilder von Fraktalen, wenn der eine Gedanke, einen Gedanken, einen Gedanken, einen Gedanken usw. bildet…

 

In Wikipedia ist Sucht folgendermaßen beschrieben:

„Abhängigkeit (umgangssprachlich Sucht) bezeichnet in der Medizin das unabweisbare Verlangen nach einem bestimmten Erlebniszustand. Diesem Verlangen werden die Kräfte des Verstandes untergeordnet. Es beeinträchtigt die freie Entfaltung einer Persönlichkeit und beeinträchtigt die sozialen Chancen eines Individuums. In den Fachgebieten Psychologie und Psychiatrie werden verschiedene Formen von Abhängigkeit beschrieben.“

„…das unabweisbare Verlangen nach einem bestimmten Erlebniszustand […] beeinträchtigt die freie Entfaltung einer Persönlichkeit…“

Was, wenn nun dieser Wunsch nach freier Entfaltung die Sucht ist, die Sehnsucht mit unseren Blogs und Postings und sonstigen Mitteilungen überall unserer Entfaltung Raum geben zu wollen?

Ab wann schränkt die Suche nach freier Entfaltung die freie Entfaltung ein?

 

Spätestens jetzt hab ich einen Knoten im Hirn. Und Ihr so?

 

Ich glaube, ich gehe jetzt erstmal was lernen oder helfe einem Menschen seine Einkäufe nachhause zu tragen… ich will doch schließlich was ER-LEBEN im Leben… 😉

 

Ver-suchende Grüße!

Susanne

Wie halte ich das nur aus???

„Das Arbeiten wäre so schön, wenn nur die Kunden nicht wären…“

„Ich fahre gern Auto, aber immer all diese Idioten um mich herum…“

„Ich weiß jetzt wie Achtsamkeit funktioniert – nur warum kapiert das keiner außer mir?!“

 

Wer kennt es nicht, sobald ich endlich einen Weg für mich gefunden habe, mit mir einigermaßen klar zu kommen, stürmt die Welt auf mich ein und nervt mich, ärgert mich, versteht einfach nicht, was ich eigentlich von ihr will…

 

Ich frage mich, was macht es uns so schwer die anderen und andere Umstände, die nicht so laufen, wie wir sie uns wünschen, zu akzeptieren oder zumindest damit gut umzugehen?

 

Wann haben wir gelernt unsere Bedürfnisse zu erkennen und auszudrücken?

Ich glaube, es hat damit zu tun, dass wir Angst haben unsere innerste Wahrheit preis zu geben. Wir glauben, wir sind es nicht wert, dass wir die Vorstellung XY von unserem Leben haben dürfen und diese auch vor anderen so stehen lassen können, ja, sie sogar einfordern können…

Wir spüren in uns ganz genau was „richtig“ ist, was sich gut anfühlt, doch wenn etwas von außen auf uns einwirkt, das nicht dazu passt, dann fühlen wir uns angegriffen. Und wir meckern und fluchen, ärgern uns und sind vielleicht – das ist aus meiner Sicht schon sehr tief im Kontakt mit der eigenen Wahrheit – traurig darüber.

Da „schreien“ also Bedürfnisse in uns, die doch bitte endlich gehört und gesehen werden wollen.

Und wenn wir sie dann gehört und gesehen haben, dann gilt es sie in dieser Situation passend zum Ausdruck zu bringen.

Doch wo und wann haben wir das wirklich gelernt?

Welche Eltern, welche Lehrer, welcher Arbeitgeber gibt einem derzeit den Raum zu üben, wie ich mein Bedürfnis, welches vielleicht gar nicht in den eigentlichen „Projektplan“, „Lehrplan“ oder sonstigen Plan passt, einfach mal formulieren zu können?

Welchen Nachbarn, Freunden, Verwandten, Menschen denen wir auf der Straße begegnen, würden wir uns trauen einfach unser aktuelles Bedürfnis mitzuteilen? Schwingt da nicht immer die Angst mit, der andere hört mich gar nicht, der andere fühlt sich direkt angegriffen und setzt, noch bevor mein letztes Wort gesagt ist, zum Gegenschlag an…?

Wir haben uns in Höflichkeit eingepfercht.

Wir haben gelernt immer höflich zu Eltern, Kunden, Lehrern, etc. zu sein. Doch was meint diese Höflichkeit? Doch meist nur dem anderen nach dem Mund zu reden, zu sagen, was ich glaube, was mein Gegenüber erwartet.

Versteht mich nicht falsch, es geht mir nicht darum den angemessenen Ton wegfallen zu lassen, sondern zu erkennen, ob der Inhalt, dessen was ich sagen will, aus mir selbst kommt, oder aus der gedachten Erwartung meines Gegenübers.

Und sogar im Beziehungskrach sage ich, was mein Gegenüber erwartet, wenn ich ihn z.B. anbrülle, ihn „schlecht“ mache anstelle von mir selbst zu sprechen, zu sagen was in mir passiert, was ich haben/erleben möchte und was ich nicht haben/erleben möchte.

Die Kämpfe, die wir da führen, sind eigentlich nur Kämpfe mit uns selbst…

Doch es braucht Mut, Ehrlichkeit, die Akzeptanz voll anzuerkennen, dass ich verletzlich bin und dass ich diese Verletzlichkeit der Welt zeigen kann, ja sogar muss, wenn ich will, dass mich die Menschen endlich so wahrnehmen, wie ich mich selbst erkenne.

Und dann ist nicht mehr die Frage, wie ich die anderen, sondern wie ich mich selbst aushalte…

 

Frage Dich also einfach beim nächsten mal, wenn der Gedanke kommt: „Wie halte ich das (den anderen/die Situation) nur aus?“

  • Was halte ich in mir gerade aus?
  • Welches Bedürfnis ruft in mir so laut, dass ich es selbst sehen kann?
  • Kann ich das, was ich in mir erkannt habe, so wie es ist voll anerkennen?
  • Wie kann ich mein Bedürfnis in diesem Moment zum Ausdruck bringen?

 

Ich wünsche Euch viel Freude beim Experimentieren und Er-Leben!

Liebe Grüße

Susanne