Ankommen

Ankommen

 

Eintauchen

Still werden

Schwere überfällt den Körper

Der Geist getrennt, noch unterwegs

„Setze Dich und nimm Deinen Platz ein“

Atmen.

 

An- oder doch besser Ein-kommen?

Hinein-kommen und nicht nur dar-an.

Weg-lassen, Auf-lassen, Sein-lassen.

Ver-nehmen, Wahr-nehmen, An-nehmen.

Atmen.

 

Das Leben lebt in Allem.

Darauf kommt wer anerkennt,

wer im Rhythmus fließt,

wer die Stille hört.

Hier ist jetzt

Atmen.

Eine Geschichte des Gewahrseins

Es war einmal ein stattliches Kloster inmitten einer beschaulichen Kleinstadt. Die Bewohner dieser Stadt liebten dieses Kloster, mit seinen alten, teils moosbewachsenen Mauern, der Stille, die sich darin fand, einer Glückseligkeit, die es immerzu ausstrahlte.

Dieses Kloster war für Jedermann immer frei zugänglich und es gab einen ganz besonderen Ort in diesem Kloster, zu dem es die meisten Menschen, ohne genau zu wissen warum, immer wieder wie von Geisterhand hinzog.

Es war ein geräumiger rechteckiger Raum in dem sicherlich bis zu 60 Menschen gleichzeitig Platz gefunden hätten, mit einem Strohdach und glaßlosen Fenstern und türlosen Eingängen in den dicken Mauern. In diesem Raum war es immer angenehm warm, trotz der Offenheit gab es hier keinen Durchzug, sondern nur das angenehme Empfinden von freiem Atem. Und dieser Ort war durchzogen von besonderer Stille, die tiefer war als alles was je als Stille gehört werden konnte.

Kamen Menschen zu diesem Ort, voll mit Gedanken, Zweifeln, rumorendem Grübeln oder ungeheuerlichen Schmerzen in ihrem Körper, so geschah es von einem auf den anderen Moment, dass sie vergaßen, was sie bis gerade noch beschäftigte. Sie traten ein, suchten sich einen Platz im Raum, setzen sich und versanken in gütige Stille, als wenn sie zuvor nie etwas anderes getan hätten.

Eines Tages kam auch ich, gelockt von der Erzählung, zu diesem Kloster und betrat den besagten Raum. Dieser Raum war im ersten Moment leer, es war niemand zu sehen, doch spürte ich eine Kraft von einer Stirnseite des Raumes her. Ich setzte mich und fokussierte diese Kraft, die ich dort wahrzunehmen glaubte.

Nach einiger Zeit schien es mir wie ein Zauber, es tauchte plötzlich, wie aus dem Nichts eine Gestalt dort am Ende des Raumes auf. Leicht erhöht saß dort ein Mönch, gekleidet in ein dunkelbraunes, schlichtes Gewand, im Schneidersitz, die Hände in den Schoß gelegt, regungslos, freundlich lächelnd, in vollem Frieden mit sich und der Welt und hatte von dort den gesamten Raum mit seiner sanften Ausstrahlung im Blick.

Plötzlich sah er mich an und gab mir mit einer kleinen Geste zu verstehen, dass ich mich neben ihn setzen sollte und so aus seiner Sicht das Geschehen in diesem Raum wahrnehmen durfte.

Ich stand auf und bewegte mich vorsichtig zu ihm, keinen Laut verursachend und noch immer verwirrt über das, was sich soeben ereignete. Je näher ich dem Mönch kam, desto stärker nahm ich diese Kraft wahr, die mir schon zu Beginn aufgefallen war. Er lächelte ermutigend. Ich setze mich mit dem Blick in den Raum gewandt und wartete. Der leere Raum breitete sich vor mir aus, ich wunderte mich, weshalb mich der Mönch zu sich gerufen hatte. Ich blickte ihn fragend an, doch er schien wieder tief in die Mediation versunken und reagierte daher nicht auf meinen Blick.

Ich tat ihm gleich, hatte die Absicht mich auf meinen Atem zu fokussieren und einfach nur da zu sein, diese Situation hier wahrnehmen.

Da kamen Gedanken in meinen Sinn und ich fragte mich, wann wohl die ersten Menschen der Stadt hier auftauchen und sich hier in die Stille begeben würden… doch außer mir und dem Mönch an meiner Seite war niemand zu sehen.

Noch während ich diesen Gedanken zu Ende dachte, kam ein junger Mönch in diesen Raum. Er sah geschäftig aus, grübelnd und lief abwesend und in sich versunken quer polternd durch den Raum.

„Oh“, dachte ich freudig, „da ist ja der erste!“ …und schon kam ein weiterer junger Mönch, ebenso in das schlichte, dunkelbraune Gewand gekleidet, doch anders als der erste weit mehr beschwingt und lächelnd, sowie leichtfüßig in den Raum hinein.

Ich spürte plötzlich die Kraft des Mönches neben mir sehr deutlich, wie sie mich durchdrang und ich ein über den ganzen Körper verteiltes, inneres Prickeln wahrnahm. Dieser Moment machte mich hellwach, so dass ich meine Aufmerksamkeit wieder auf meinen Atem lenken wollte… doch diese Absicht wurde durchbrochen, von einem dritten Mönch, der plötzlich in den Raum eintrat und sich direkt den anderen beiden, bereits zuvor erschienen jungen Mönchen zuwandte und sie ansprach, sie mögen doch bitte nun endlich Platz nehmen und die Stille nicht weiter stören.

Da durchfuhr es mich durch Mark und Bein ohne, dass ich erschrak und ohne, dass ich irgendetwas hätte tun oder sagen oder denken wollen.

Ich beobachtete einfach die drei Mönche im Raum, wie der eine weiterhin grübelnd durch den Raum stapfte, der andere lächelnd durch den Raum hüpfte und sich beide nur wenig beeindruckt von den Anweisungen des letzten Mönches zeigten.

Doch dann, Einem nach dem Anderen wurde anscheinend etwas bewusst, wie sie dort standen und plötzlich zur Stirnseite des Raumes blickten, dort wo ich saß. Doch ich merkte, sie sahen nicht mich an. Sie sahen dort niemanden an. Und doch war es, als umfing sie eine Kraft, die sie plötzlich alles, weshalb sie hier waren, vergessen ließ und sie setzen sich und traten jeder selbst in die Stille des Raumes ein.

Und als ich das alles so vor mir geschehen sah, wollte ich dem Mönch neben mir mein Erstaunen nun doch irgendwie zum Ausdruck bringen. Doch wer oder was immer es auch war, der neben mir gesessen hatte, nun war er nicht mehr dort, nun saß ich allein, leicht erhöht an der Stirnseite des besonderen Raumes in diesem stattlichen Kloster der beschaulichen Kleinstadt und beobachtete als Gewahrsein diesen einen Moment.

Über den Sturm und das Ich

Ich möchte mit Euch ein Erlebnis und die Gedanken dazu aus meiner letzten Meditation teilen:

Ich übe gerade fokussierte Aufmerksamkeit – und möchte bei der Meditation nur meinen Atem beobachten… doch immer wieder ertappe ich mich dabei, wie sich Gedanken wie Wolken vor meine Achtsamkeit schieben.

„Aha!“ – denk ich dann – ich kann diese Gedankenwolken ja vorbeiziehen lassen, so wie es mir erklärt wurde. Beobachten und Vorbeiziehen lassen. (So der Plan)

Tja, ich erlebte diesmal sehr deutlich etwas anderes. Es war kein Vorbeiziehen lassen, es war ein „schleunigst weiter drücken“… ein „hopp, hopp – raus aus meinem Kopp“!

Ist das noch achtsames Vorbeiziehen lassen?! Mein Geist hatte eine neue Beschäftigung jetzt über diese Frage zu sinieren…

Erzeuge ich nicht mit dem Wegdrücken von Gedanken eher einen Sturm im Kopf, so dass gleich der nächste Gedanke die Lücke auffüllen will?

Wie fühlt es sich also an, den Gedanken nur zu beobachten und in seiner Zeit wieder von der Bildfläche verschwinden zu sehen… ohne daran anzuhaften… ohne diese Gedankenwolke zu Vergrößern (mit mehr Grübeleien zum Thema) oder spontan verschwinden zu lassen (mit einem „Du darfst nicht da sein, also weg mit Dir – ich seh Dich gar nicht… lalala…“)?

Während ich also immer wieder meinen Fokus mit klarer Absicht und dem im Geist ausgesprochenen Gedanken: „Meine Absicht ist es, meinen Fokus auf das Spüren meines Atems im Körper zu richten!“ bekräftigte – wobei der Nebengedanke entstand: „Mist, warum muss ich  mir meine Absicht eigentlich denken?!“ – erkannte ich noch etwas Neues, was dabei in mir ablief:

Wer entscheidet eigentlich in mir, ob er denkt oder nur spürt?

Nur zu spüren, ohne Gedanken dabei zu generieren hat für mich in diesem Moment bedeutet: Ich muss (darf) mein Ich loslassen!

Mein Spüren benötigt kein Ich. Mein Denken jedoch schon.

Daher glaube ich jetzt erkannt zu haben, dass sich meine Gedanken so vehement aufdrängen, wenn mein Ich besonders gesehen werden will, wenn es sich nicht „unnötig“ fühlen möchte.

Ich schreibe das hier jetzt so einfach, doch die Wahrnehmung dabei ist so viel komplexer, diese entzieht sich jedoch noch meiner Formulierung.

 

Meine zwei Forschungsfragen, für die nächsten Meditationen lauten daher:

  1. Wie nehme ich den Unterschied zwischen Gedanken weg drücken / verpuffen lassen und vorbeiziehen lassen wahr?
  2. Wie ist es, wo spüre ich mein Ich bedroht, wenn es nur noch spürt in mir?

 

Schreibt mir gern, was Ihr dazu denkt oder bereits erlebt habt!

Alles Liebe!

Susanne