„Das Arbeiten wäre so schön, wenn nur die Kunden nicht wären…“
„Ich fahre gern Auto, aber immer all diese Idioten um mich herum…“
„Ich weiß jetzt wie Achtsamkeit funktioniert – nur warum kapiert das keiner außer mir?!“
Wer kennt es nicht, sobald ich endlich einen Weg für mich gefunden habe, mit mir einigermaßen klar zu kommen, stürmt die Welt auf mich ein und nervt mich, ärgert mich, versteht einfach nicht, was ich eigentlich von ihr will…
Ich frage mich, was macht es uns so schwer die anderen und andere Umstände, die nicht so laufen, wie wir sie uns wünschen, zu akzeptieren oder zumindest damit gut umzugehen?
Wann haben wir gelernt unsere Bedürfnisse zu erkennen und auszudrücken?
Ich glaube, es hat damit zu tun, dass wir Angst haben unsere innerste Wahrheit preis zu geben. Wir glauben, wir sind es nicht wert, dass wir die Vorstellung XY von unserem Leben haben dürfen und diese auch vor anderen so stehen lassen können, ja, sie sogar einfordern können…
Wir spüren in uns ganz genau was „richtig“ ist, was sich gut anfühlt, doch wenn etwas von außen auf uns einwirkt, das nicht dazu passt, dann fühlen wir uns angegriffen. Und wir meckern und fluchen, ärgern uns und sind vielleicht – das ist aus meiner Sicht schon sehr tief im Kontakt mit der eigenen Wahrheit – traurig darüber.
Da „schreien“ also Bedürfnisse in uns, die doch bitte endlich gehört und gesehen werden wollen.
Und wenn wir sie dann gehört und gesehen haben, dann gilt es sie in dieser Situation passend zum Ausdruck zu bringen.
Doch wo und wann haben wir das wirklich gelernt?
Welche Eltern, welche Lehrer, welcher Arbeitgeber gibt einem derzeit den Raum zu üben, wie ich mein Bedürfnis, welches vielleicht gar nicht in den eigentlichen „Projektplan“, „Lehrplan“ oder sonstigen Plan passt, einfach mal formulieren zu können?
Welchen Nachbarn, Freunden, Verwandten, Menschen denen wir auf der Straße begegnen, würden wir uns trauen einfach unser aktuelles Bedürfnis mitzuteilen? Schwingt da nicht immer die Angst mit, der andere hört mich gar nicht, der andere fühlt sich direkt angegriffen und setzt, noch bevor mein letztes Wort gesagt ist, zum Gegenschlag an…?
Wir haben uns in Höflichkeit eingepfercht.
Wir haben gelernt immer höflich zu Eltern, Kunden, Lehrern, etc. zu sein. Doch was meint diese Höflichkeit? Doch meist nur dem anderen nach dem Mund zu reden, zu sagen, was ich glaube, was mein Gegenüber erwartet.
Versteht mich nicht falsch, es geht mir nicht darum den angemessenen Ton wegfallen zu lassen, sondern zu erkennen, ob der Inhalt, dessen was ich sagen will, aus mir selbst kommt, oder aus der gedachten Erwartung meines Gegenübers.
Und sogar im Beziehungskrach sage ich, was mein Gegenüber erwartet, wenn ich ihn z.B. anbrülle, ihn „schlecht“ mache anstelle von mir selbst zu sprechen, zu sagen was in mir passiert, was ich haben/erleben möchte und was ich nicht haben/erleben möchte.
Die Kämpfe, die wir da führen, sind eigentlich nur Kämpfe mit uns selbst…
Doch es braucht Mut, Ehrlichkeit, die Akzeptanz voll anzuerkennen, dass ich verletzlich bin und dass ich diese Verletzlichkeit der Welt zeigen kann, ja sogar muss, wenn ich will, dass mich die Menschen endlich so wahrnehmen, wie ich mich selbst erkenne.
Und dann ist nicht mehr die Frage, wie ich die anderen, sondern wie ich mich selbst aushalte…
Frage Dich also einfach beim nächsten mal, wenn der Gedanke kommt: „Wie halte ich das (den anderen/die Situation) nur aus?“
- Was halte ich in mir gerade aus?
- Welches Bedürfnis ruft in mir so laut, dass ich es selbst sehen kann?
- Kann ich das, was ich in mir erkannt habe, so wie es ist voll anerkennen?
- Wie kann ich mein Bedürfnis in diesem Moment zum Ausdruck bringen?
Ich wünsche Euch viel Freude beim Experimentieren und Er-Leben!
Liebe Grüße
Susanne
Für mich gibt es einen ganz klaren Weg: All das, was ich von anderen erwarte, versuche ich mir selbst zu erfüllen. Ich er-warte also nicht mehr, sondern handel selbst. Dadurch werde ich erheblich ruhiger, was die scheinbaren Fehler anderer angeht. Es liegt fast immer in mir selber begründet, ob mich das Außen nervt. Es ist daher wichtig entsprechende Strategien zu erlernen und v.a Empathie und Mitgefühl für andere zu haben.
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Ja… und dieses Mitgefühl vor allem auch für sich selbst zu kultivieren… Mein Wunsch ist es z.B. anderen Menschen immer wieder Raum zu geben, ihnen zu ermöglichen, sich entfalten zu können… und wie oft darf ich mir dabei zusehen, wie ich mir selbst diesen Raum nicht gebe…
Genau wie Du sagst, es fängt bei einem selbst an.
Und das „Er-warten“ finde ich ausgesprochen großartig! Danke!
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Gerne!
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